Christoph Fuhrhans
WS 24-6b
Schemata entstehen in Abhängigkeit von der Erfüllung kindlicher Grundbedürfnisse: Werden die wiederholt und anhaltend ungenügend erfüllt, bilden sich als Anpassung daran maladaptive Schemata.
Neuerdings liegt ein Schwerpunkt auch auf der Erforschung und dem Einsatz so genannter positiver Schemata, die sich bilden, wenn die Grundbedürfnisse wiederholt und befriedigend erfüllt werden. Offen bleibt hierbei die voerst die Frage, in welchem Ausmass sie durch reale Erfahrungen gebildet werden (Lockwood und Shaw) oder aber i.s. von Resilienz angeboren sind (Young). Auch könnte es etwas zwischen “positiv” und “negativ” geben (“keine Schemata”, Keyfitz 2013).
Es bestehen ein paar Besonderheiten, in denen sich positive von negativen Schemata unterscheiden. Zum einen stehen den 18 maladaptaviven Schemata empirisch nur 14 distinkte positive gegenüber, im deutschen Sprache sogar bislang nur zehn. Manchem negativen Schema korrespondiert genau ein positives, manche positiven überlappen sich aber auch mit mehreren negativen. Weiterhin gibt es das Phänomen, dass eine Person zu einem bestimmten Thema, zum Beispiel Beziehungsstabilität, durchaus konträre Schemata gleichzeitig haben kann, also sowohl ein “Instabilitäts-“ als auch ein “Stabilitäts”-Schema”, oder ein “Misserfolgs-“ und ein “Erfolgs”-Schema, die in unterschiedlichen Kontexten gebildet und dann eben auch wieder aktiviert werden können.
Was bedeutet das nun für unsere Arbeit mit positiven Schemata?
Definitionsgemäss ist ja die Bildung neuer Schemata in der biographischen Kindheit abgeschlossen ...
Wirklich? Nicht doch! In schematherapeutsch emotionsaktivierenden Technikern, wie Imagination und Stühlearbeit, “ist” der Patient wieder in der Kindheit. Im Kindmodus kann er diejenigen korrigierenden emotionalen Erfahrungen machen, die seinerzeit für Bildung und Aufbau positiver Schemata nötig gewesen wären, und die jetzt in Rescripting und vor allem im Re-parenting nachgeholt werden.
In diesem Workshop lernen wir:
• die generelle Landkarte der positiven Schemata /Schemadomänen und ihren Bezug zu den Kindmodi Happy Child, Contented Child und Vital Child verstehen
• die individuelle Landkarte negativer und positiver Schemata zu erheben (YSQ-S3, YPSQ), sie graphisch darzustellen und mit den Patienten vorhandene Stärken und (bislang) fehlende Ressourcen zu diskutieren und biografisch zu beziehen
• Das grosse Potential des schema-aufbauenden Reparenting in Imagination, Stühlearbeit etc. zu nutzen
• Was ist ein guter Elternteil? Die “sieben Dimensionen guten Elternverhaltens” (Louis et al., 2018) gezielt für das therapeutische Reparenting einzusetzen
• Phasenbezogenes Reparenting:
o die Abfolge der aufzubauenden Schemata - erst die bindungsorientierten Schemata für basale Sicherheit und Stabilität, dann die autonomieorientierten Schemata etc., (Ausnahmen von dieser Reihenfolge,!) sowie die ausreichende Länge und Dauer des Reparenting korrekt anzuwenden
o Den richtigen Akteur /reparenting agent der aufzubauenden Schemata - wann den Therapeuten, wann eine andere Personen, wann schliesslich den gesunden Erwachsenenmodus selbst einzusetzen, und wie kann insbesondere Letzteres ausgiebig genug stattfinden (emotionaler Resonanzraum)
• Es muss nicht immer Eisessen sein: die lange Liste und die schemabezogenen Kategorien möglicher Happy Child-Aktivitäten ...
• “Reparent the parent”: trans-generationnales Reparenting, Ansätze für ein erweitertes Modell zu kennen ...
Handout, PowerPoint – Präsentation, eigenes Videomaterial, weitere Videobeispiele, Master-Roll play und supervidiertes Üben in Kleingruppen (Breakout Room)
freie Plätze verfügbar
450 CHF
(für diesen Kurs gibt es leider keine reduzierte Teilnahmegebühr für Clienia-Mitarbeiter)
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Einiges Kursmaterial (Videos) ist auf Englisch.
Keyfitz, L., Lumley, M. N., Hennig, K., & Dozois, D. J. A. (2013). The role of positive schemas in child psychopathology and resilience. Cognitive Therapy and Research
Lockwood G &Shaw, I. (2012). Schema therapy and the role of joy and play. In J. Broersen & M. van Vreeswijk (Eds.), e Wiley-Blackwell handbook of schema therapy: eory research and practice (pp. 209–227). Chichester: Wiley
Louis, J. P., Wood, A. M., Lockwood, G., Ho, M.-H. R., & Ferguson, E. (2018). Positive clinical psychology and Schema Therapy (ST): The development of the Young Positive Schema Questionnaire (YPSQ) to complement the Young Schema Questionnaire 3 Short Form (YSQ-S3). Psychological Assessment
Louis, J.P., Wood, A.M. and Lockwood, G. (2018). Development and Validation of the Positive Parenting Schema Inventory (PPSI) to Complement the Young Parenting Inventory (YPI) for Schema Therapy (ST). SAGE online journals
Paetsch, A., Moultrie, J., Kappelmann, N., Fietz J., Bernstein, D.P., Kopf-Beck, J. (2022). Psychometric Properties of the German Version of the Young Positive Schema Questionnaire (YPSQ) in the General Population and Psychiatric Patients. J Pers Assess.